Die Beschäftigung mit Tierporträts entspringt meiner generellen Neugier hinsichtlich Gesichtern und ihrer physiognomischen Besonderheiten.
Mit Spiegelneuronen ausgestattet, lernt ja schon ein Kind, in den Gesichtern anderer Menschen zu lesen. Was spricht dagegen, das Gleiche auch mit Hunde-oder Hühnergesichtern zu tun? Schließlich spricht der Buddhismus jedem Tier eine Individualseele zu.
Vor allem das Malen meiner Hühner hat mir persönlich großes Vergnügen bereitet: Ich habe jedes einzelne Huhn vor einer malerischen Tapete inszeniert, deren Muster den jeweiligen Charakter des Huhnes unterstreichen soll. Dabei war es mir wichtig, das Thema Tier-Porträt nicht ins Albern-Pittoreske, Makaber-Skurrile oder Lächerliche abgleiten zu lassen, sondern, soweit überhaupt möglich, einen würdevollen und anmutigen Ausdruck zu suchen. Von Schönheit lässt sich, glaube ich, bei Hühnern wohl eher nicht sprechen, eher von Charakter. Das Porträt des respektablen Hahnes Percy ist von der Anmutung eher einem barocken Herrscherporträt nachempfunden. Dazu hätte wie bei Loveley Cindy einfach keine Blumentapete gepasst.
Ich hatte an einem der Sonntage im Frühsommer 2014 auf einem Demeter-Hof nahe St. Ingbert meine Hühnerbilder openair ausgestellt. Dort lebte zu dieser Zeit nur ein einziges Hofhuhn, besser gesagt eine rebellische Hühnerdame namens Coc-au-Vin, die einzige Überlebende eines nächtlichen Hühnerstall-Massakers durch einen räuberischen Fuchs war. Das einsame Hofhuhn beäugte sichtlich interessiert die um einen Baumstamm gruppierten Hühnerbilder, entschied sich dann tatsächlich, zu Hahn Percy mittels Schnabel-Picken Kontakt aufzunehmen. Oscar Wilde bemerkte einmal: „Die Kunst spricht von Seele zu Seele.“