Mein künstlerisches Interesse galt schon während meines Studiums dem weiblichen Körper. In meinen Aktzeichnungen thematisiere ich bevorzugt den mir seit Kindertagen vertrauten, fülligen Körper meiner Mutter mit voluminösen, massige Schenkeln, proportional kleinen Brüste, fleischigen Po-Backen und langem Hals. Genau wie bei Niki de Saint Phalles „Nanas“ oder Henry Moores „Nudes“ ist die Kopf-Partie für ein Kleinkind von weitaus geringerer Bedeutung als die „Körper-Landschaft“ einer Mutter, Daher verschwindet bei mir wohl der Kopf auch folgerichtig in Stilistik des Torsos (lateinisch tursus = Rumpf) ganz von der Bildfläche.
Diese mütterlichen Proportionen, die so gar nicht dem Schönheits-Ideal unserer heutigen metrosexuellen und eher androgynen Ästhetik entsprechen, verarbeite ich auch in meinen Figurinen. Und dabei begegne ich naturgemäß in Ansätzen immer auch meinem eigenen weiblichen Körper.
Seit dem Wegfall des Korsetts um das Jahr 1900 sporteln, hecheln und schwitzen Frauen rund um den Globus. Neben zahlreichen Diäten wurden spezielle Trainingsprogramme für sogenannte „Problemzonen“ entwickelt. So ringt man als moderne Frau verschämt um seine Körper-Würde und -Identität – und kämpft um einen schlanken, muskelgestählten Körper, der einem aufgrund weiblicher Hormone von der Natur versagt wurde. Quellende Frauenbäuche, große hängende Brüste, breite Becken, Reithosen-Oberschenkel werden als ebenso abstoßend empfunden wie die ausufernden Dünenlandschaften schlaffer Hautoberflächen voller Grübchen und Dellen. Aber genau solche Problemzonen mit schweifenden Formen und quellenden Volumina sind ein El Dorado für BildhauerInnen und AktzeichnerInnen!
Die Größeren meiner Figurinen („Torso als Vase“ und „Sitzende“) sind aus glasiertem Ton gearbeitet, also klassische Keramiken. Die kleineren Figurinen (z.B. „Figurine im Spaghat“) wurden hingegen mit einer neuartigen Modelliermasse namens Super Sculpey (von Eberhard Faber) gearbeitet.
Leider kann ich wegen meiner eher zarten Handgelenke keine Stein-Skulpturen schaffen. Selbst der als weich geltende Sandstein ist für meine Gelenke und Skelettmuskulatur nicht geeignet, so dass ich mich als Alternative vor ein paar Jahren mal dem Material Ytong zuwandte und einige Torsos daraus fertigte. Wenn man die fertigen Ytong-Skulpturen mit Tiefgrund (in jedem Baumarkt erhältlich) behandelt, dann sind sie wetter-und frostfest. Man kann ihnen mittels Farbe auch eine Patina verpassen, so dass z. B. eine Sandstein-Optik erzielt werden kann. An einer Kunsthochschule würden die Dozenten einen wegen solcher Materialien und „Tricks“ teeren, federn und anschließend noch vierteilen. Das Zauberwort heißt dort nämlich „Werkgerecht“. Klopf! Klopf! Staub! Splitter! Die Ytong-Torsos tauchen daher nicht auf meiner Webseite auf. Sorry!