Ich arbeite als Folkwang-Hochschulabsolventin mit Schwerpunkt Illustration vorwiegend im Bereich der Figuration.
Im Kontext der Stilllebenmalerei thematisiere ich vor allem die Schönheit und Magie der ruhigen Dinge. Dabei unterwerfe ich meine Sujets einer vom Illusionismus losgelösten, artifiziellen Ordnung. So versuche ich zum Beispiel einfache Alltagsgegenstände oder auch Fische, Früchte und Blumen mittels Inszenierung magisch aufzuladen. Dabei sind die von mir intuitiv entwickelte Farbigkeit und eine subjektive Lichtregie wichtige Parameter.
Im Schubladenschrank der Kunstgeschichte würde ich meine Malerei zwischen Fauvismus und Magischem Realismus ansiedeln.
Ich arbeite ganz klassisch auf Leinwand-bespannte Keilrahmen, gelegentlich auch auf Holzbildträger. Als Farben verwende ich ausschließlich lösungsmittelfreie Acryl-Farben, die ich z.T. mit zusätzlichen Pigmenten verdichte.
Mehr über mich und meine Kunst
Ich tue mich schwer, eine geeignete Schublade für meine Bilder im großen Aktenschrank der Kunstgeschichte zu finden. Wo würde ich mich selbst verorten, positionieren? Wahrscheinlich als verspätete Valeur-Malerin mit Liebe zu Farbenschmelz und Alten Meistern – irgendwo zwischen Fauvismus und Magischem Realismus. Vielleicht müsste ich ja sogar mehrere Schubladen aufschieben?
Die folgenden Ausführungen über mich und meine Bilder werden eher essayistischer als kunstwissenschaftlicher Natur sein.
Die Matrix innerhalb meiner Herkunftsfamilie war und ist bis heute die Kunst, die bildende Kunst ebenso wie die Musik. Vermittelt wurden mir und meinen beiden Brüdern Leander und Joachim die Freude an der Figuration durch unseren Vater Alfons, der ein begnadeter Zeichner und Illustrator war. Bei mir selbst entwickelte sich noch eine weitere Leidenschaft, die Lust auf Farbe, gefördert von meiner Mutter Martha, einer begabten Kunsthandwerkerin, die in jungen Jahren ebenfalls ein Kunststudium begonnen hatte.
Geboren wurde ich 1960. Bereits im Alter von zehn Jahren begann ich, perspektivisch zu zeichnen, und mit dreizehn Jahren erlag ich dem Charme der französischen Fauvisten. Das ist eigentlich ein Zeitfenster, in welchem sich andere Heranwachsende am Fotorealismus berauschen. Meine Pubertät habe ich aber vorwiegend durch Klavierspielen und Besuche von Konzerten halbwegs unbeschadet überlebt.
In meinen zwanziger Jahren begann ich dann – trotz der enormen Konkurrenzsituation im Elternhaus und einem älteren Bruder mit eidetischer Hochbegabung – doch ein Kunststudium. Louise Bourgeois, die Grande Dame der Kunstszene, bemerkte einmal sehr treffend, dass man als Künstler geboren würde. Man hätte demnach die Wahl: Man könne die Gabe annehmen oder ablehnen.
Später dann, in der Mitte meines Lebens, veränderten sich meine äußeren Lebensumstände. Ich zog mich gesundheitsbedingt aus meinem Berufsleben als Kunsterzieherin zurück.
Von da setzte ich mich bildnerisch intensiv mit der Kunst der Alten Meister, auseinander, deren „Nachlassverwalterin“ ich zwanzig Jahre lang in der Schule gewesen war. Ein Tor hatte sich für mich geöffnet: Die Stillleben der Niederländer und vor allem Spanier mit ihrer barocken Sinnenfreude, sparsamen Inszenierung, eindrucksvollen Lichtregie und ihren verborgenen Subtexten, die um Eitelkeit und deren Vergänglichkeit kreisen, hatten ja bereits als Abbildungen in Kunstbänden eine Faszination auf mich ausgeübt. Im direkten Kontakt auf Reisen zu ihren Aufenthaltsorten strahlten sie eine so ungeheure Präsenz aus, dass sie mir regelrecht den Atem verschlugen! Unerreicht!
Während meines Studiums an der Folkwang-Hochschule in Essen in den achtziger Jahren hatte ich mich im Hauptstudium zunächst noch schwerpunktmäßig mit Grafik und Illustration beschäftigt, und mich gegen Ende des Studiums bewusst dazu entschieden, den Weg in die Abstraktion zu wagen.
Als Kunststudent erliegt man natürlich der Versuchung, zeitgenössische Strömungen aufzuschnappen und umzusetzen.
Konzeptkunst kam für mich damals wie heute nicht in Frage. Warum sollten meine Bilder als verrätselte Filmsequenzen in einer Endlosschleife auf einem Monitor flackern – oder Installationen sein, die ohne Begleittexte nicht funktionieren würden?
Schließlich landete ich, auch dank Emil Schumachers Revival, beim gestischen Informel.
Als ich dann irgendwann in der Farbfeldmalerei angekommen war, zog ich die Notbremse. Wer weiß, vielleicht wäre ich konsequenterweise irgendwann sogar beim Suprematismus eines Kazimir Malewitsch gelandet (z.B. Schwarzes Quadrat auf schwarzem Grund). Ich entdeckte, dass die Abstraktion für mich zu einer persönlichen Sackgasse geworden war. Mit den Fisch-Bildern gelang mir quasi ein Salto rückwärts – zurück in die Figuration.
Eine immer stärker werdende Faszination üben auf mich seit einigen Jahren die Stilrichtungen des Magischen Realismus und der Neuen Sachlichkeit aus. Die Professoren an der Karlsruher Akademie, bei denen meine Eltern in den vierziger und beginnenden fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts studiert hatten, waren Maler der Neuen Sachlichkeit gewesen! Die frühen Arbeiten meiner Eltern sind Zeugnisse jener fruchtbaren Auseinandersetzung.
Hinter den glatten Fassaden der magischen Bildnisse dieser Stilrichtung, den süffigen Oberflächen der Sujets lauern Unsicherheit, Ängste, ja bisweilen sogar Abgründe – distanziert und scheinbar Vacuum-versiegelt erscheint zum Beispiel die Außenhaut eines porträtierten Menschen oder abgebildeten Gegenstandes, aber dennoch ist sowohl die Stickluft jener Entstehungszeit für mich deutlich spürbar, als auch innere und äußere Konflikte und Dissonanzen.
Es geht für mich in der bildenden Kunst – mit Ausnahme der Konzeptkunst, die meinen Intellekt fordert, neben Sinnlichkeit, ästhetischem Genuss oder auch Abscheu immer um eine Spurensuche: um ein Wiedererkennen von Gefühlen, Erfahrungen und Erinnerungen – in verdichteter Formensprache – in ständig wechselnden Masken oder Gewändern.
Hinter guten Bildern gibt es immer Bilder „hinter“ den Bildern, und hinter diesen inneren Bildern des Betrachters gibt es wieder Geschichten – und abermals Geschichten.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich viele Leute in unserer immer komplexer werdenden Welt voller virtueller Optionen wieder verstärkt nach figurativer Kunst sehnen.
Natürlich lassen sich Gefühle und Erfahrungen auch in ungegenständlicher Kunst wiederentdecken. Aber das Wiedererkennen in fremden Spiegeln fällt den Menschen wahrscheinlich in der figurativen Malerei leichter:
„Schönheit ist das Lächeln der Wahrheit, wenn sie ihr Antlitz im Spiegel erschaut“ (Tagore)