Die Ausstellung im Hotel Mercure ist bis einschließlich 12. September 2015 geöffnet.
Die Vernissage fand am 28. Juni 2015 in der Lobby des Hotels statt. Hier die Eröffnungsrede:
Liebe Gäste,
manchmal scheint mir, dass ein Maler, der heutzutage mit erkennbaren Motiven Ästhetik sucht, als naiver Idealist gilt ebenso wie ein Musiker, der erkennbare und vor allem nachsingbaren Melodien komponiert. Ich gebe aber zu bedenken: Ein röhrender Hirsch – zumal von ungeübter Hand – kann sicherlich misslingen, ein monochromes Bild aus dem Bereich der Konkreten Kunst eher nicht. Wirklich gut ist jedoch ein Bild, das auch fesseln kann, wenn es im Friseursalon oder in der Abflughalle eines Flughafens hängt, genauso wie man die großartige Musik von Johann Sebastian Bach auch im Auto, im Garten, beim Frühstück, Mittagessen hört und genießt.
Hier in der Lobby des Hotels Mercure gibt es weder summende Föhne, noch Autoradios, ganz zu schweigen von Flugzeugen. Aber hier begegnen reisende Menschen, die mit rollenden Koffern anrücken, unmittelbar und überraschend Wänden, die statt mit Kandinsky- oder Miro-Kunstdrucken mit echter Kunst bespielt sind. Auch im Restaurant können Leute, die ein leckeres Essen auf ihren Tellern genießen, selbiges auch mit den gemalten Forellen unweit des Tischtuchs tun. So kann und darf sich also die von Hause aus elitäre Kunst, die gleichzeitig Augenschmaus und Statussymbol ist, mit dem Alltagsleben vermischen– mit dem Ziel einer Synergie.
Mo Fontaine zeigt im Mercure einen Querschnitt ihrer Themen: Fische wie die altmeisterlich gemalten Forellen, neben Kois. In Asien gelten diese Zierfische als Symbole für Glück und Wohlstand, weshalb sie meiner Meinung nach sehr gut in die Lobby des Hotels passen; Weiterhin gibt es alte Puppen, die offene Fenster zu fernen Kindheiten sein können; Blumen, die wie Personen inszeniert werden – mit Vasenleibern und Blütengesichtern; Früchte, deren sinnliche Farben betören können durch ihre expressive Verdichtung und Farbsteigerung. Mo schreibt ausführlich auf ihrer neuen Homepage unter mo-fontaine.de über diese einzelnen Stillleben-Schwerpunkte.
Eine interessante Erweiterung ihres Repertoires bilden in dieser Ausstellung sicherlich ihre 4 Arbeiten zu Albert Weisgerber, dem bedeutenden saarländischen Maler und Grafiker, der einer verlorenen Generation angehörte. Mo, wohnhaft in der Weisgerber-Stadt St. Ingbert, interessierten vor allem seine Porträts – sie orientierte sich jedoch nicht an Weisgerbers Selbstporträts, sondern an alten Fotografien. Denn bald war ihr klar geworden, dass Weisgerber sich als Entertainer und tragischer Possenreißer, Sinnenmensch, Womenizer, Offizier und Bohemien in seinen Bildern in immer neuen Rollenspielen neu erfand und dadurch eine Porträtähnlichkeit meist verhindert wurde. Als Illustrator war Weisgerber ohnehin ein Meister der Adaption gewesen: Er malte, wenn er mit seinem Freund Hans Purrmann zusammenarbeitete, so wie dieser, manchmal sogar besser – im Stil der Ecole Matisse; er konnte in Salonmanier malen und einen Franz von Stuck ebenso zitieren wie einen expressionistischen Max Beckmann. Wie sah Weisgerber eigentlich wirklich aus? : klein, fast untersetzt, große, abstehende Ohren, die sicherlich oft rot erglühten, mit forschendem und alles durchdringendem Blick aus hellen Husky-Augen, mit sehr gepflegtem Äußerem bis zur geckenhaften Eitelkeit. Vielleicht hätte er als guter Zeichner den späteren Stil der Neuen Sachlichkeit gewählt. Oder er wäre weiterhin souverän durch verschiedene Stilrichtungen mäandriert. Diese Frage bleibt letztlich unbeantwortet. Aber hinter guten Bildern gibt es für die Betrachter immer weitere Bilder, Geschichten und Erfahrungen, auch ihre eigenen, zu entdecken.
Wie in der Systemgastronomie, gemeint ist McDonalds, Burger King et aliter, auf österreichisch beim „Schachtelwirt“ – gibt es im Foyer auch etwas zum Mitnehmen, auf Neudeutsch ‚to go‘, nämlich „Kunst-to-go“: drei Bildmotive, die den Gedanken meiner Einleitung wieder aufgreifen: Kunst soll überall und natürlich auch bei Ihnen zuhause funktionieren.
Wir wünschen Ihnen nun noch eine genussreiche Zeit – am Kuchenbüffet, mit Jazz-Livemusik von Boris Henn und Alex Scheller- und natürlich mit Mo Fontaines Bildern. Wir möchten uns bedanken – bei Herrn Euler für die netten einführenden Worte, und natürlich bei Herrn Mitzel für das Eventmanagement. Vielen Dank auch an Boris Henn und Alex Scheller für die Musik mit erkennbaren Melodien.